„Es gibt hier alle Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung.“
Den Traumberuf kann man auch ohne Abi finden. Dass das möglich ist, beweist Anna Scholenberger, deren Weg sie von der Förderschule einmal quer durch die Bildungslandschaft zur Heilerziehungspflegerin und damit zu ihrer persönlichen Berufung führt.
"In NEW habe ich die besten Möglichkeiten, meinen Betrieb nach meinen Vorstellungen aufzubauen."
Was ist überhaupt ein Traumberuf? Ein offenbar subjektives, dauerhaftes Empfinden, das man beim Ausführen einer beruflichen Tätigkeit hat vielleicht? Wie auch immer: Wenn man das Funkeln in Annas Augen aber sieht, wie sie von ihrem Job als Heilerziehungspflegerin erzählt, weiß man: Sie übt ihren Traumberuf aus. Ihr Blick ist fokussiert und ihre Mimik strotzt nur so vor Begeisterung. Man entdeckt sogar immer wieder ganz kleine Lachfalten, wenn Anna über ihre alltäglichen Erlebnisse spricht.
Anna wird 1994 in Sibirien auf einem Bauernhof geboren. Als sogenannte „Russlanddeutsche“ hat ihre Familie die Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren. Als Anna drei Jahre alt ist, machen sich ihre Eltern mit ihr und ihrem älteren Bruder auf den Weg. Zuerst wohnt der Landmaschinenmechaniker mit seiner Familie in Selb, später ziehen sie nach Altenstadt an der Waldnaab, wo sie schließlich auch ein Haus bauen. Mit vier Jahren erleidet Anna bei einer Operation einen Herzstillstand, was zu einer schweren Epilepsie in ihrer Kindheit und Jugend führt. Die starken Medikamente verringern zwar die Anfälle, führen aber durch ihre hirnstromdämpfende Wirkung auch dazu, dass Anna dem Unterricht nur schlecht folgen kann und sie deshalb die Förderschule besuchen muss.
Als sie 2011 die Förderschule Sankt Felix in Neustadt an der Waldnaab verlässt, gibt ihr ein Lehrer folgendes mit auf den Weg: „Ab heute seid ihr keine Förderschüler mehr, ihr müsst immer für euch kämpfen!“ Diese Aussage prägt Anna. Da sie inzwischen anfallsfrei ist, braucht sie keine Medikamente mehr und startet jetzt so richtig durch. Im folgenden Jahr holt sie beim Sankt-Michaels-Werk in Grafenwöhr ihren Hauptschulabschluss nach, lernt Sozialbetreuerin und Pflegefachhelferin beim Beruflichen Schulzentrum in Neustadt an der Waldnaab und arbeitet dann in einem Altenheim. „Die alten Menschen hatten immer so interessante Geschichten zu erzählen“, erinnert sich Anna an diese Zeit zurück. Da sie aber mehr Zeit für die betreuten Menschen haben möchte, als es der Personalschlüssel zulässt, verlässt sie das Pflegeheim und beginnt, bei der Katholischen Jugendfürsorge zu arbeiten. Von September 2017 bis Juli 2018 lernt Anna Heilerziehungspflegehelferin und erlangt damit auch die mittlere Reife. Dabei ist sie in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung als pädagogische Hilfskraft eingesetzt.
Doch auch das reicht Anna noch nicht: Seit 2018 lernt sie „Heilerziehungspflegefachkraft“. Für die Zeit nach ihrem Abschluss, den sie voraussichtlich im Sommer 2020 in der Tasche haben wird, hat sie bereits jetzt eine feste Einstellungszusage von der Katholischen Jugendfürsorge. Die möglichen Einsatzgebiete der Fachkraft für Heilerziehungspflege sind breit gefächert: Sie kann Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung aller Altersgruppen sowohl in ambulanten als auch in stationären Einrichtungen unterstützen. Das Aufgabenspektrum reicht von Psychologie, Pflege, Hauswirtschaft und medizinischer Unterstützung bis hin zu Spielen. Diese Vielfalt und dass man Zeit für die Menschen hat, gefällt Anna. Sie berichtet vom Glücksgefühl, als einmal jemand, der seit langer Zeit kein Wort gesprochen hatte, zum ersten Mal etwas gesagt hat. „Abends hat man etwas geschafft, was die Leute weiterbringt.“ Sie mag den Umgang mit den Menschen. „Die Dankbarkeit und Freude zu sehen, macht auch mich froh!“

In NEW wird Bildung groß geschrieben. „Es gibt hier alle Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung“, schätzt Anna an der Gegend. „Meine Lehrer und Ausbilder haben mich immer sehr gut unterstützt und gefördert“, betont sie. In NEW lernt man nie aus und man kann jederzeit durchstarten und seinen Traumberuf ergreifen.
Wenn sie nicht gerade ihre Nase in ein Lehrbuch steckt, ist Anna auch in ihrer Freizeit gerne kreativ und bastelt oder ist handwerklich geschickt. Da baut sie schon mal ein Bett selbst oder verlegt einen neuen Fußboden. Sie liebt Tiere und die Natur und arbeitet gern im Garten. Mit ihrem Freund unternimmt sie oft lange Spaziergänge durch die schöne Landschaft, zum Beispiel in den Waldnaab-Auen bei Altenstadt.
„Abends hat man etwas geschafft, was die Leute weiterbringt.“