„Wir haben uns einfach nicht vorschreiben lassen, wann und wo man sein Ding machen darf.“
Die „Vorstadtbix'n“ Sabrina Wittmann und Lena Federl ließen sich nicht abhalten und haben ihren eigenen Friseursalon eröffnet – nicht in der Großstadt, sondern in Pleystein.
„Wieso macht Ihr Euch nicht selbstständig?“ Das war die Frage, die den Stein ins Rollen brachte. Bis dahin hatten Sabrina Wittman und Lena Federl schon etliche Jahre in Weiden in der Oberpfalz im selben Friseursalon gearbeitet. Ihre Ausbildung hatten sie im Landkreis absolviert. Dann zogen ihre Jobs sie ins Oberzentrum und sie mussten dafür tägliches Pendeln aus ihren Heimatorten in Kauf nehmen.
„Wir haben uns schnell die Frage gestellt: Wieviel müssen wir investieren, nur um in der größeren Stadt arbeiten zu dürfen?“, erzählt Sabrina. Neben den Kosten für Benzin, Auto und Parken fiel auch der lange Arbeitsweg ins Gewicht. Ein Unfall auf der Heimfahrt nach einem anstrengenden Arbeitstag gab den endgültigen Ausschlag.
"Wieviel muss man investieren, nur um in einer größeren Stadt arbeiten zu dürfen?"
“Die Kundschaft für moderne Konzepte ist schon hier. Man muss sich nur trauen, den Weg zu gehen.“
Das Geschäftslokal in Pleystein entdeckten sie aus dem Auto heraus. Sie stellten ihre Kosten für Arbeit in Weiden und für einen eigenen Friseursalon in Pleystein gegenüber. Nach nur zwei Wochen war der Vertrag unterzeichnet, denn die Argumente waren unschlagbar: mehr Geschäftsfläche zum halben Preis, der tägliche Arbeitsweg auf fünf Minuten reduziert und ihre eigenen Chefinnen sein können.
Im Dezember 2018 öffneten die Vorstadtbix’n erstmals die Türe zu ihrem neuen Salon, aber dennoch kommen sie nicht früher nach Hause. „Wir arbeiten bis zu 11 Stunden und sind zu 95% ausgelastet. Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“, freuen sich die Jungmeisterinnen.
Auch unter dem Namen „Vorstadtbix’n“? Das ist ja doch ein wenig schmeichelhaftes Wort der bayerischen Mundart? Da lachen beide Gründerinnen laut: „Vor fünfzig Jahren vielleicht, aber wir haben auch in Pleystein 2019. Wir sind zwei Frauen, die nicht auf den Mund gefallen sind und sich keine Vorschriften machen lassen. Eben „Vorstadtbix’n“. Außerdem, erklären sie, sollte der Name schon auffallen. Der Erfolg gibt Sabrina Wittmann und Lena Federl recht. Die „Vorstadtbix’n“ waren das Gesprächsthema im Ort, aber niemand hat ihren Namen negativ kommentiert.
„Man kann hier sehr viel machen, wenn man nur will. Platz gibt es noch genug.“
Doch nicht nur der Name war außergewöhnlich und modern: das ganze Angebot des Friseursalons bringt die aktuellen Trends aufs Land. Man muss besonders im ländlichen Raum mit der Zeit gehen, erklären die Gründerinnen, denn bei den Kundenwünschen gibt es keine Unterschiede zwischen Stadt und Land mehr. Lena zitiert einen Kunden: „Endlich müssen wir nicht mehr bis nach Vohenstrauß fahren für einen modernen Haarschnitt.“
Die Kundschaft ist natürlich anders als in Weiden, auch wenn ein guter Teil ihrer alten Stammkunden ihnen gefolgt ist. „Wir bringen die Leute für ihre Frisur aus der Stadt aufs Land.“, sagen sie stolz. Der Umzug wurde gut angenommen. Die Anfahrt ist zwar länger, aber dafür ist Parken kostenlos.
Sonst gibt es generell weniger Laufkundschaft. Der Großteil der Kunden sind Terminkunden, denn „im ländlichen Raum plant man mehr.“ Das hat angenehme Folgen: sie sind trotz viel Arbeit nicht gestresst. Es ist überhaupt ein Vorteil, den sie in ihrer Kalkulation nicht bedacht hatten. In Pleystein ist man nicht so gestresst wie in Weiden. Es ist einfach übersichtlicher und freundlicher, die Atmosphäre im Laden ist offener, entspannter und steckt die Kunden an.