Landkreis Neustadt an der Waldnaab

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Veranstaltung
13.11.2024

Neuwahlen bei der Rehkitzrettung NEW-WEN

Püchersreuth. Vorsitzender Stefan Radies blickt bei der Jahreshauptversammlung auf eine sehr erfolgreiche dritte Rettungs-Saison zurück: Im Frühjahr retteten die ehrenamtlichen Mitglieder 269 Rehkitze, 29 Feldhasen und einige weitere Tiere wie Hirschkälber oder Vögel vor dem sicheren Tod beim Abmähen der Wiesen.

Damit blieb die Zahl an Einsätzen und der geretteten Kitze – Im Vorjahr waren es 267 – stabil, die Flächen haben sich mit 692 Wiesen und insgesamt 1716 Hektar jedoch deutlich gesteigert. Besondere Herausforderung dieses Mal war das sehr wechselhafte Wetter, weil bei Regen weder die Drohnen fliegen noch die Landwirte mähen können, wodurch es häufig zu sehr kurzfristigen Planänderungen kommt. Auch wenn nicht bei jedem Einsatz Kitze gefunden wurden, konnte das Absuchen mit den Drohnen den Landwirten die Sorge vor dem Übermähen von Rehkitzen nehmen. Der Vereinsvorstand betont, dass die Zusammenarbeit mit Landwirten, Jagdpächtern und allen anderen Beteiligten dem Verein sehr wichtig sei.

Aber auch abseits von Wiesen ist der Verein aktiv: Um die Rehkitzrettung noch bekannter zu machen, waren Vereinsmitglieder beispielsweise bei der Veranstaltung „O´Schnitthalle Kunterbunt“ in Wurz, in der Max-Reger-Schule in Weiden oder beim Erntedankmarkt in Neustadt/WN vertreten. Anschließend zeichnete Radies die heuer fleißigsten Helfer Roland Ried, Hans Balk und Günter Götz aus und überreichte jeweils ein kleines Präsent. Sein besonderer Dank galt Diana Horn und Dr. Frank Tschannerl, die eine kleine private Auffangstation zur Versorgung verwaister Rehkitze aufgebaut und mit enormer Hingabe betreiben. Neben der aufwändigen Handaufzucht und Auswilderung stemmen sie auch sämtliche Futter- und Tierarztkosten privat. Der Verein beteiligt sich daran mit einer kleinen Spende.

Nach dem Bericht des Schatzmeisters Sebastian Vogel und der Bescheinigung der ordnungsgemäßen Kassenführung erfolgte die einstimmige Entlastung der Vorstandschaft. Bei der anschließenden Neuwahl stimmten die 36 anwesenden Mitglieder einstimmig dem Vorschlag Radies zu. So wurde per Blockabstimmung Stefan Radies als 1. Vorsitzender wiedergewählt, Christina Mathes (neue 2. Vorsitzende) und Sebastian Arnold (3. Vorsitzender) tauschten die Plätze. Kassier Sebastian Vogel und Stellvertreter Philipp Karl, Schriftführer Christof Vogel und die Beisitzerinnen Claudia Prößl und Dr. Constanze Erl-Höning wurden wiedergewählt. Als Kassenprüfer wurden Markus Bachmeier und Daniel Baier vorgeschlagen und gewählt. Alle nahmen die Wahl an und bedankten sich für das Vertrauen. Die Wahl geleitet hatte die stellvertretende Landrätin Andrea Lang gemeinsam mit Naturpark-Geschäftsführer Stefan Härtl.

Lang zeigte sich begeistert über die Motivation der Vereinsmitglieder und den sehr beeindruckenden Zahlen. „Werte wie Solidarität, Verantwortungsbewusstsein und Selbstlosigkeit werden bei der Rehkitzrettung mit Begeisterung gelebt.“, stellte sie fest. Sie lobte die Arbeit mit den Schulen, denn das Sensibilisieren von Kindern für dieses Thema sei unbezahlbar. Auch Stefan Härtl, Geschäftsführer des Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald sprach dem Verein großen Dank aus, war begeistert vom fulminanten Erfolg und bot spontan die Übernahme einer finanziellen Patenschaft des Naturparks für ein verwaistes Rehkitz an.

Hintergrund:
Rehkitze kommen im Frühjahr zur Welt. Die ersten Lebenswochen verbringen sie meist gut versteckt in hohem Gras, während die Mütter auf Futtersuche sind. In fast allen Wiesen sind Rehkitze versteckt, insbesondere in der Nähe von Wäldern. Bei Gefahren laufen sie nicht davon, sondern ducken sich instinktiv noch tiefer in die Wiese. Für den Schutz vor Fressfeinden ist das sinnvoll, denn sie verfügen noch über keinen Eigengeruch und werden so meist nicht gefunden. Dieser Instinkt hat aber schreckliche Folgen, wenn die Landwirte dann das erste Mal mit ih- ren riesigen Maschinen mähen. Die Rehkitze werden übermäht und sind entweder gleich tot oder sie sind schwerverletzt und sterben dann grausam. Im Gebiet des Landkreises NEW und der Stadt Weiden fallen der Wiesenmahd hunderte Rehkitze in diesem kurzen Zeitraum im Jahr zum Opfer. Bei einer späteren Mahd ab Juli besteht das Problem meist nicht mehr, weil die Rehe dann groß genug sind und selbst flüchten. Um den Tod der Rehkitze zu verhindern, sind Landwirte verpflichtet, ihre Wiesen vor der Mahd abzusuchen oder andere geeignete Maßnahmen zu treffen. Obwohl das auch im wirtschaftlichen Interesse der Landwirte ist, da Tierkadaver das Gras als Futtermittel gefährlich verunreinigen, ist die Suche ohne viele Helfer und Drohnen mit Wärmebildkamera nicht effektiv und somit ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Die Wärmebilddrohnen erkennen den Temperaturunterschied der warmen Tierkörper im Vergleich zur kühleren Umgebung. Auch deshalb finden die Suchaktionen meist in den sehr frühen Morgenstunden statt. Die sogenannten „Spotter“ erkennen die Kitze auf dem Monitor und lotsen die „Träger“ per Funk zu den Tieren. Diese Helfer tragen die Rehkitze aus der Wiese und sichern sie in Körben bis nach dem Mähen.

Im Jahr 2021 gründete sich im Landkreis Neustadt an der Waldnaab und der Stadt Weiden der neue Verein: Als „Rehkitzrettung NEW-WEN e. V.“ fanden sich engagierter Tierschützer, Drohnenpiloten, Jäger, Landwirte und andere Naturfreunde zusammen, um Rehkitze und andere Wildtiere vor einem grausamen Tod zu bewahren. Während andere Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, scheinen die Initiatoren hier einen Nerv getroffen zu haben, denn der junge Verein zählt bereits über 150 Mitglieder, darunter auch Organisationen wie der Maschinenring, der Bauernverband, der Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald, der Landkreis NEW und die Stadt Weiden.

Weitere Infos, Mitgliedsanträge usw. unter www.rehkitzrettung-new-wen.de bzw. info@rehkitzrettung-new-wen.de

Bild: Kathrin Daubitzer Autor: Claudia Prößl

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